Kaschtanka

Allgemein gilt die Ansicht, Tschechow, von Hause aus Arzt, sei unter allen Dramatikern und Schriftstellern derjenige, der Menschen am genauesten beobachtet und am exaktesten beschreibt, ein Sezierkünstler und Genie mit Röntgenaugen. Aber es verhält sich vielleicht genau umgekehrt: Tschechow nimmt die Menschen nicht auseinander, er sieht ihnen ihr vages, verschwindendes Wesen, ihr Geheimnis nach. Und deshalb ist er uns so nah. Vielleicht fühlen wir uns von ihm verstanden, ganz sicher lässt er jedem seine Freiheit und Natur, eben sein Geheimstes. (Rüdiger Schaper, Tagesspiegel)

Die Geschichte 'Kaschtanka' entlässt uns mit einer Frage:
Wieso verlässt ein Hund das wohlig warme Zuhause eines Dompteurs, in dem es ihm gut geht - es gibt zu essen, er ist zusammen mit anderen Tieren, der Dompteur ist freundlich, er schlägt nicht - und läuft mit Freuden zurück in die Arme des Tischlers und seines Sohnes, wo ihn eventuell später wieder Schläge, wenig Essen und Alleinsein und erschreckende 'Kunststücke' erwarten?
Zu wem gehören wir? Wo bin ich zuhause, wo komme ich her? Was ist das: ein zuhause?

Wie ein kleiner Hund muss man ab und zu mal eigene Wege gehen. Aber was passiert, wenn ich den Weg verliere, die Orientierung. Wo, bei wem findet ich Unterschlupf, ein geliehenes zuhause? Finde ich später wieder zurück? Will ich das überhaupt, zurück nach Hause? Was passiert mit mir, wenn ich den Weg nach Hause nicht mehr finde? Und wenn ich zurück finde, wie werde ich zuhause begrüsst?

Haben Hunde, so wie wir, Heimweh?
Der Hund in unserer Geschichte geht wieder dahin zurück, wo er hingehört, indem er dort sein eigenes richtiges Leben führt anstelle eines Lebens, das nicht so recht zu ihm passt.
Aber das spricht Tschechov in seiner Geschichte von 'Kaschtanka nicht aus, er lässt auch hier den Figuren 'ihre Freiheit und ihre Natur, eben ihr Geheimstes'.
Im Sinn von Tschechov untersuchen wir in unserem Projekt das einfache, organische und für alle transparente Spiel.
Zwei Schauspieler zeigen und erzählen uns die Geschichte von Kaschtanka. Der eine ist der Dompteur, der andere wird der Hund sein. Der Hund arbeitet, der Dompteur präsentiert. In der Geschichte wirken aber noch andere Figuren und Tiere mit. Aber ist gibt nur zwei Schauspieler. Der Dompteur, der Beherrscher des Dressuraktes hat ein Problem, der Hund hat eine Vemutung und damit auch die Lösung des Problems.
Und wenn sich Kaschtanka zum Schluss auf Weg macht, zurück zum Tischler Luka und seinem Sohn Fedjuschka stellen wir die Frage: Ist das möglich? Unsere Anwort: Ja, das ist möglich.

Regie: Werner Bodinek
Text, Dramaturgie: Ursula Frauchiger und Ensemble
Spiel: Mark Wetter, Eric Rohner
Musik: Christian Brantschen
Kostüme: Bernadette Meier
Bild, Ausstattung: Mark Wetter, Franz Weber und Ensemble
Licht, Technik: Edith Szabò
Grafik: Anita Mendler
Produktion: Heidi Buri
Koproduktion: THEATERSCHÖNESWETTER, Theater Tuchlaube Aarau, Theater Burgbachkeller Zug
 

 

 

 

Kaschtanka mit Mark Wetter und Eric Rohner