Der Orchesterdiener

Ein Theaterstück nach einem Text von Hermann Burger 
Eine Co-Produktion des Theater Tuchlaube Aarau und Werner Bodinek Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy 
Rechte: Fischer-Theaterverlag, Frankfurt am Main 
Schauspiel: Werner Bodinek 
Regie: Peter Rinderknecht
Sprecherin: Helene Grass 
Bühne: André Boutellier 

 


Bühnenmalerei: Salome Bäumlin 
Licht & Technik: Stephan Haller 
Kostüme: Mariette Moser 
Grafik & Fotos: Stefan Haas 
Rechte: S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M.August Schramm bewirbt sich bei der städtischen Philharmonie um den seit einem halben Jahr verwaisten Posten des Orchesterdieners. Sein musikalisches Analphabetentum ist für ihn die unabdingbare Voraussetzung für die Berufung zum Orchesterdiener. Das Schicksal des verstorbenen Vorgängers, Urfer, erhärtet die Beweisführung Schramms. Urfer, ausgestattet mit einer geradezu manisch musikalischen Sensibilität, verwechselte den Beruf des Orchesterdieners mit dem eines Gehördieners. Sein Tod war ein naturgemässer: eines verpatzten Decrescendos wegen in Felix Mendelssohn-Bartholdys Symphonie in a-Moll traf ihn der Schlag und er sank tot in einen wie als Sarg für ihn bereitstehenden Kontrabasskoffer.
August Schramm bewirbt sich als Meister seines Fachs. Mit seinen in der Bewerbung aufgestellten Forderungen und Massstäben zu künstlerischen Konzepten, Besetzungs-fragen, bis hin zur Applausordnung entwirft er bahnbrechende Theorien. Er bricht mit allen Regeln der Kunst. Keiner kommt an August Schramm vorbei, nicht der Berufungsausschuss, nicht die Philharmoniker und schon gar nicht das Publikum. 'Vorne inexistent, hinten omnipräsent' ist die Devise des selbsternannten Schattendirigenten. August Schramm wird Ihnen glaubhaft machen, dass der Orchesterdiener hinter der Bühne der einzige Solist ist-, der bei der Aufführung symphonischer Dichtungen mitwirkt: ein Solist im Ertragen von Musik.

 
 


Hermann Burger
Geboren 1942 in Burg (Schweiz), in Menziken im Wynental aufgewachsen, vier Semester Architektur, Wechsel zur Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Zürich; Dissertation über Paul Celan, Habilitation mit einer Studie über zeitgenössische Schweizer Literatur. Lebte in Brunegg (Aargau), war Privatdozent für deutsche Literatur an der ETH Zürich, Feuilletonredakteur beim Aargauer Tagblatt. 
1980 Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis, 1983 für den Roman 'Die Künstliche Mutter' den erstmals vergebenen Hölderlin-Preis. Aargauischer Literaturpreisträger 1984, Ingeborg-Bachmann-Preis 1985, Gastdozent für Poetik an der Universität Frankfurt. 
Starb am 28.2.1989 in Brunegg, Aargau. 

'Artistik ist vielleicht das hervorstechendste Charakteristikum von Burgers Prosa, die manchmal als 'zu artistisch' kritisiert oder als 'überladen' betrachtet wird. Sinnvoller ist die Frage, wie sich diese Artistik mit Burgers Thematik (Krankheit, Tod) vertrage. Auf eine solche Frage hat Burger einmal geantwortet: 'Ich denke, dass ein Schiffbrüchiger, wenn er auf offenem Meer gegen das Ertrinken ankämpft, die perfektesten Schwimmbewegungen ausführt, die er je in seinem Leben gemacht hat.' (Dieter Bachmann, 1981)

 


Pressebericht Aargauer Zeitung
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Pressebericht Information Szene

 

Foto: Bernhard Fuchs